Bücher für mehr Respekt und Vielfalt

Im Rahmen des Black History Month, den wir im Oktober begehen, um auf die Errungenschaften Schwarzer Menschen in der Gesellschaft aufmerksam zu machen, möchten wir Ihnen eine Auswahl an Büchern aus unserem Programm ans Herz legen.
Sie machen verständlich, dass die Geschichte keine rein weiße Geschichte ist, bieten längst überfällige Auseinandersetzungen mit Kolonialgeschichte und rassistischen Ressentiments und rücken Schwarze Lebensrealitäten in den Fokus. All diese Bücher sind Plädoyers für mehr Respekt, Repräsentation und Vielfalt. Jedes erzählt auf seine eigene Weise die Geschichte und Geschichten von Schwarzen Menschen – insbesondere aber von Schwarzen Frauen, welchen die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs jahrelang verwehrt wurde.
In diesem Jahr entdeckten wir die Kurzgeschichten von Diane Oliver wieder, einer jungen afroamerikanischen Frau, deren mutige, unerschrockene Stimme 60 Jahre lang im Kanon der Weltliteratur fehlte. Der Band »Nachbarn« erkundet die sich wandelnden sozialen Umstände während der Bürgerrechtsbewegung und vereint das Politische und das Persönliche.
Auch im Gesundheitssystem werden Schwarze Menschen und People of Color systematisch benachteiligt, eine Ungleichbehandlung, die unter Umständen tödlich enden kann. Layal Liverpool legt in »Racism kills« die Wurzeln der Ungleichheit frei, und argumentiert für ein gerechteres Gesundheitssystem.
Und Shane McCrae reflektiert in »Die Sonne stand tief, als ich meinen Vater fand« sein Aufwachsen als Schwarzer Junge bei seinen weißen, rassistischen Großeltern. Es ist ein berührendes Memoir über eine beispiellose amerikanische Kindheit, die die Geschichte von Schwarz- und Weißsein eindringlich widerspiegelt.
Eine längst überfällige Geschichte Afrikas
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Afrikas Geschichte ist reich und faszinierend. Erzählt wird jedoch meist nur von Sklavenhandel und Kolonialismus. In »Motherland« nimmt uns der Historiker, Archäologe und Anthropologe Luke Pepera mit auf eine Reise durch eine halbe Million Jahre afrikanischer Geschichte. Fesselnd berichtet er von nomadischen Kulturen, matriarchalen Gesellschaften und faszinierenden Charakteren wie Mansa Musa, dem wohl reichsten Mann aller Zeiten, und der Kandake-Königin Amanirenas, die die Römer in Nubien besiegte.
Verwoben mit seinen eigenen Identitätsfragen und seiner ghanaischen Familiengeschichte entsteht eine umfassende und wunderschön erzählte neue Geschichte Afrikas, die bis in unsere Gegenwart reicht.
Der neue Roman von Oyinkan Braithwaite über Familie, Schicksal und Verdammnis
Eniiyi wird an dem Tag geboren, an dem ihre Tante Monife begraben wird. Aufgrund der unheimlichen Ähnlichkeit mit Monife ist sich die Familie sicher: Sie ist ihre Reinkarnation. Die Frauen in Eniiyis Familie finden seit Generationen schon keinen Frieden, weil sie ihre geliebten Männer verlieren. Laut der Yorubapriesterin Mama G ist ein Fluch am Werk, der ihnen allen zum Verhängnis wird. Bleibt die Frage: Kann wenigstens Eniiyi dem Familienfluch und dem mysteriösen Schicksal, das Monife ereilt hat, entkommen? Oyinkan Braithwaite erzählt eine höchst originelle Geschichte über einen reinen Frauenhaushalt, über Dinge, die rational sind, und Dinge, die wir nicht erklären können. »Der Fluch der Falodun Frauen« ist lakonisch witzig, eindringlich und zieht uns hypnotisch in seinen Bann.
Das mitreißende Debüt einer jungen Frau, die sich zwischen zwei Welten behauptet
»Lisolo« bedeutet auf Lingala, einer der Nationalsprachen des Kongo, Geschichten zu erzählen. Und Geschichten hat Nadège Kusanika viele zu erzählen: von ihrer Kindheit im Kongo, von Süßkartoffelblättern und Mango mit Pili Pili, von undurchdringlichem Nebel und unendlichem Sternenhimmel, von Plastiksandalen auf ewig staubiger Erde. Aber auch Geschichten von Hunger und Armut, vom Ankommen in einem fremden Land und vom Hineinwachsen in die deutsche Gesellschaft.
»Unter derselben Sonne« ist ein Roman, der mit Sanftheit und Humor eindringliche Fragen nach Heimat und Identität in der alltäglichen Erfahrung des Fremdseins stellt. Ein eindrücklicher Roman über Familie, das Erwachsenwerden und die Suche nach sich selbst in unserer globalen Welt.
»Wir wurden mit Blumen empfangen ...«
Etwa 24.000 mosambikanische und angolanische »Vertragsarbeiter« lebten in den 1980er-Jahren in der DDR. Eine gute Ausbildung und ordentlich bezahlte Jobs hatte man ihnen versprochen. Doch die Realität sah häufig anders aus. Bis heute kämpfen viele um Anerkennung und Geld. Basierend auf mehr als 260 lebensgeschichtlichen Interviews legt die Autorin Erinnerungen, Erfahrungen und transnationale Begegnungen ehemaliger angolanischer und mosambikanischer Arbeitsmigrant:innen in der DDR offen und zeichnet deren Leben zwischen der sogenannten Zweiten und der Dritten Welt nach. Sie legt damit die erste Monografie vor, die sich aus Sicht der Migrant:innen mit dem Thema befasst.
Ein furchtloses Debüt, das in den 1980er Jahren von Toni Morrison entdeckt wurde.
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Die 32-jährige Lewis wirft sich in das Nachtleben von Downtown Manhattan und Detroit. Sie trinkt Sekt aus Silberkelchen und wacht mit wechselnden Liebhabern zwischen Seidenlaken auf. Bis sie den gut aussehenden Brook kennenlernt und die Kontrolle zu verlieren droht. Jetzt geht es nicht mehr um ein Partygirl, das sich die Nase mit Koks pudert, sondern um Macht und erotisches Begehren, um Gewalt und Lust und immer auch um die Selbstbehauptung einer Frau, die ihren Freiheitsanspruch mit einer ungekannten Selbstverständlichkeit gegen Zuschreibungen und Erwartungshaltungen verteidigt. Es ist ein Roman wie ein wilder Strudel aus Vergnügen, Drogen und Sex, eine kühne Erkundung der verschwommenen Räume, in denen wir leben: zwischen Selbstbestimmung und Ausbeutung, Kunst und Profanem, Vernunft und Selbstzerstörung, Autonomie und Intimität.