#HERSTORY
Wer entscheidet, welche Personen und Ereignisse in die Geschichte eingehen? Und wäre die Vergangenheit eine andere, kämen Frauen häufiger zu Wort?
Federführend in der Geschichtsschreibung waren über Jahrtausende hinweg Männer. Sie prägten die schriftlichen Zeugnisse und historischen Belege, die wir zur Grundlage unserer Kenntnisse nehmen – Frauen wurden dabei systematisch weggelassen. Dabei wirkten sie von der Antike über das Mittelalter bis heute ganz abseits von Haus- und Reproduktionsarbeit in Wissenschaft, Kunst und Kultur und trugen Kämpfe und Kriege aus.
Immer mehr Historiker:innen und Autor:innen beleuchten die Vergangenheit nun aus weiblicher Perspektive und versuchen sich unter dem Begriff »Herstory« – einem Wortspiel auf HIStory – an einer neuen Tradition der weiblichen Geschichtsschreibung. Dabei geben sie Frauen ihren Platz in der Geschichte zurück und widmen sich vergessenen, unterdrückten und ausradierten Frauenschicksalen durch sämtliche Epochen.
Das Römische Reich endlich aus weiblicher Sicht
Lasst uns das Drehbuch des Römischen Reiches zerreißen: Genug von Brüdermördern, Frauenräubern und Kriegsspektakel! Die Geschichte Roms ist so viel mehr: Mit Emma Southon entdecken wir, wie die Sexarbeiterin Hispala Faecenia eine Verschwörung aufdeckt, wir lernen die klügste Geschäftsfrau von Pompeji kennen, während wir die wunderbare Aussicht auf den Vesuv genießen (was kann da schon schiefgehen?), und wir begleiten Septimia Zenobia, die – nachdem sie mit ansehen musste, wie inkompetente, psychopathische und inkompetent-psychopathische Kaiser das Imperium fast zerstörten – das einzig Logische tut: Sie erklärt sich selbst zur Kaiserin ... Southon folgt 21 Frauen in Krieg, verbotener Liebe und Naturkatastrophen (sowie der einen oder anderen bacchantischen Orgie) und zeigt uns ein neues Gesicht des Reiches, das wir so gut zu kennen glaubten.
Eine Weltgeschichte in 13 Prozessen
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In 13 Prozessen aus Geschichte und Gegenwart begegnet Marion Gibson Menschen vom Rand der Gesellschaft, meist Frauen, die als böse und gefährlich abgestempelt, als Hexen angeklagt, verurteilt und nicht selten getötet werden. Die Geschichte hat sie zum Schweigen gebracht, Marion Gibson gibt ihnen ihre Stimmen zurück. Sie erforscht die Überschneidungen von Geschlecht und Macht, indigener Spiritualität und kolonialer Herrschaft sowie politischer Verschwörung und individuellem Widerstand – und zeigt, wie in jeder Epoche und an jedem Ort Angst als Waffe gegen unliebsame Menschen eingesetzt werden kann.
Ein großes Buch, das viel mittelalterlichen Staub aufwirbelt!
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Sie kämpften gegen Wikinger, vergifteten ihre Feinde und waren Spioninnen – die vergessenen Frauen des europäischen Mittelalters kümmerten sich beileibe nicht nur um Haus und Hof. Dennoch ist es genau dieses Bild einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen unterdrückte, das unsere Vorstellung vom Mittelalter prägt. Es waren Männer, die diese Geschichte schrieben und die Frauen des Mittelalters aus unserem kollektiven Gedächtnis verbannten. Janina Ramirez gibt den Frauen ihren Platz in der Geschichtsschreibung zurück: Sie erzählt von der mächtigen Königin Jadwiga von Polen, der wilden Kriegerin Æthelflæd und der außergewöhnlichen Heilerin Hildegard von Bingen und eröffnet uns so ein buntes Kaleidoskop an verschiedensten weiblichen Lebensrealitäten, die die ganze Vielfalt dieses »dunklen Zeitalters« abbilden.