»Die Leute wollen wissen, wer ihnen die Suppe eingebrockt hat«
»Die Leute wollen wissen, wer ihnen die Suppe eingebrockt hat«
Dieser Satz fiel am 22. September 2022 in der Talkshow »Maybrit Illner« und entfachte eine heftige Diskussion. Gesagt hat ihn die langjährige Osteuropa-Korrespondentin des Deutschlandfunks Sabine Adler. Es geht ihr um Aufklärung. Denn sie sieht zentrale Fragen der politischen und wirtschaftlichen Verantwortung für die Energie- und Russlandpolitik der Bundesrepublik Deutschland noch immer unbeantwortet. Mit ihrer Forderung nach einem Untersuchungsausschuss formuliert sie einen wichtigen und wegweisenden Vorschlag, um die Fehler der Vergangenheit systemisch und personell aufzuarbeiten.
Aufklärung ist auch eines ihrer zentralen Anliegen in ihrem neuen Buch »Die Ukraine und wir. Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft«. Zu lange haben wir über das zweitgrößte Land Europas hinweggesehen und Russland hofiert. Ihre Analyse geht in die letzten Jahrzehnte bis zum Zerfall der Sowjetunion und in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zurück. Pointiert und kenntnisreich stellt sie Kontinuitäten einer verfehlten Russlandpolitik dar, legt personelle, wirtschaftliche und politische Verquickungen rund um die Großprojekte Nord Stream 1 und 2 offen und markiert Leerstellen im kollektiven Bewusstsein Deutschlands in Bezug auf die Aufarbeitung des Holocaust durch Kugeln in der Ukraine.
»Adler urteilt klug und messerscharf« heißt es dazu in der Süddeutschen Zeitung. Was wir selbst tun können – als Gesellschaft, aber auch jeder Einzelne – benennt Sabine Adler bereits am 6. März im ARD-Presseclub kurz nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine: »Unsere historische Verantwortung ist es zu handeln und nicht zuzusehen und andere zu mahnen.«