Stephen Frys »Odysee«: der krönende Abschluss der Mythos-Tetralogie

Mit »Odyssee«, übersetzt von on Matthias Frings, bringt Stephen Fry seine brillante Mythos-Tetralogie zu einem krönenden Abschluss – voller göttlicher Launen, menschlicher Schwächen und cleverer Einfälle. Warum Götter auch nur Menschen sind, warum man über Poseidons Kinder besser schweigt und was wartende Ehefrauen alles können – Fry erzählt es mit Witz, Herz und klarem Blick für das allzu Menschliche.

Das Buch erscheint am 13. Oktober.
Odyssee
Empfehlung

Odyssee

Von Abenteuern, Irrfahrten und Heimkehr

Hardcover
28,00 €

Die Odyssee. Die wohl berühmteste Heldengeschichte aller Zeiten. Eine Irrfahret durch tosende Stürme, vorbei an schrecklichen Meerungeheuern, eine Geschichte von Lotusessern, Zyklopen, fremden Orten, Gastfreundschaft, verführerischen Nymphen und Sirenen. Von Göttern, Menschen und der Sehnsucht nach der Heimat. Von Abenteuern und Ankunft. Und eine Geschichte »voller Erkenntnisse«...

Zitat aus Stephen Fry, Odyssee. Text: "Brichst du auf nach Ithaka, so wünsch dir eine lange Reise, voller Abenteuer, voller Erkenntnisse."

Es ist üblich, uns Sterbliche als Kinder der Götter zu beschreiben, aber in Wahrheit sind die Götter die Kinder. Wie Kinder haben sie keine Geduld. Wie Kinder bekommen sie Wutanfälle, wenn sie nicht sofort bekommen, was sie wollen. Und wenn sie entdecken, dass die Erfüllung ihrer Wünsche doch nicht das ist, was sie wollen, stampfen sie mit dem Fuß auf und schreien wie am Spieß. 

»Nun gut, nun gut.« Zeus fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Ihr dürft eure Stürme aufziehen lassen und die Griechen zerstreuen. Aber ihr müsst wissen …«

»… und ich brauche ebenfalls einen Sturm«, sagte Hera.

»Ich habe doch gesagt, du kannst einen haben.

»Noch einen, einen anderen.«

Zeus schüttelte den Kopf. »Siehst du, genau das meine ich. Ich will nicht, dass ihr alle zehn Jahre kommt und verlangt, ich soll hier eingreifen und dort eingreifen. Ich habe die Nase voll. Die Sterblichen sollen sich behelfen so gut sie können.«

»Ich bin sicher, dass du mich nicht verärgern willst, Ehemann.«

Ein Ausdruck trat in Heras Augen, bei dem der große Gott stets ins Wanken geriet.

»Hey«, brüllte ich ans Ufer. »Schreib dir hinter die Ohren, dass mein Name nicht Niemand ist. Nur ein sabbernder Vollidiot schluckt so etwas. Du kannst der Welt erzählen, dass du von niemand anderem als von Odysseus von Ithaka besiegt und geblendet wurdest.«

Ich weiß, alles andere als bescheiden.

Polyphemos ächzte und rief den Himmel an. »Vater! Erderschütterer und Meeresgott! Hier ist dein Sohn Polyphemos. Möge Odysseus niemals den Weg nach Hause finden. Sollten die Erinnyen aber verlangen, dass er zu seiner Familie zurückkehrt, soll ihm das nur nach Jahren der Tortur und des Leids gelingen, ganz allein mit all seinen Schätzen, nachdem er seine Gefährten und Schiffe verloren hat. Und möge er sein Heim verwüstet und leidgeprüft vorfinden. Höre mich, oh Vater Poseidon, Sturmbringer und Pferdezähmer, höre meinen Fluch.«

Ich möchte euch nicht die Spannung verderben, liebe Leute, aber ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass Poseidon sehr wohl zugehört hat. Poseidon war in der Tat der Vater von Polyphemos, dem Zyklopen. Er hatte ihn zusammen mit der Meeresnymphe Thoosa gezeugt, weshalb man ein etwas gepflegteres, ansprechenderes Äußeres erwartet hätte. Theseus und das geflügelte Pferd Pegasos waren auch Nachkommen des Meeresgottes und jeder von ihnen hatte zwei Augen und ein gefälliges Aussehen. Das Leben hat es mit Polyphemos einfach nicht gut gemeint.

»Odysseus ist tot. Natürlich ist er tot. Mein Vater ist tot und es gibt keine Hoffnung.« 

»Hoffnung gibt es immer. Deine Mutter hat es doch sicher geschafft, keinem dieser Freier nachzugeben?«

Zu Mentes Überraschung stieß Telemachos ein Lachen aus. »Ich erzähle Ihnen, wie sie die auf Abstand gehalten hat. Einmalig! Das wird Ihnen gefallen.«

Mentes amüsierte sich über das Tempo, in dem Telemachos von tiefer Verzweiflung zu größtem Entzücken wechselte.

»Sie hat damit begonnen, ein großes Totentuch zu weben. Den Freiern hat sie erklärt, es wäre anzunehmen, dass ihr Schwiegervater Laertes bald sterben würde. Sie müsse ein Leichentuch herstellen, das eines so großen Königs würdig wäre. Die Freier mögen gottlose Ochsen sein, aber gegen ein so pietätvolles und heiliges Unterfangen konnten sie nichts einwenden. Also webte sie und webte – oder heißt es wob und wob? – egal, wie auch immer, jedenfalls arbeitete sie tagsüber an diesem großen Leichentuch. In der Nacht aber schlich sie sich zurück an den Webstuhl und löste fast alles wieder auf, was sie im Laufe des Tages geschafft hatte. Die Freier verstanden nicht, warum sie so lange brauchte und waren sauer, aber sie konnten nichts dagegen unternehmen. Wie finden Sie das?«

»So listig wie Odysseus höchstpersönlich«, sagte Mentes.

Urheber:innen

Die ganze Mythos-Tetralogie

Auch im Gespräch