Buchempfehlungen zum 35. Jahrestag der Einheit

Mit dem Ende der DDR und der deutschen Vereinigung steht der 3. Oktober für gesellschaftlichen Wandel – im Westen wie im Osten. Gleichzeitig ist die Wende für viele nicht nur Grund zum Jubeln, sondern birgt auch offene Fragen und Widersprüche. Zahlreiche Autor:innen der Aufbau Verlage halten die Zeit des Umbruchs in ihren Büchern fest und ordnen sie in Kontexte unserer Gegenwart ein.
Das persönlichste Buch des großen ostdeutschen Soziologen
Brüche
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Ein ostdeutsches Leben
Mit Blick auf die gegenwärtigen Erosionen der deutschen Gesellschaft und nach einer eigenen tiefen inneren Krise schreibt der Soziologe Wolfgang Engler sein persönlichstes Buch. Mit großer Offenheit und Radikalität legt er Zeugnis ab, wie es kaum jemand seiner Generation und Herkunft bislang in Deutschland getan hat. Orientierung sind dabei vor allem die Bücher französischer Autor:innen der letzten Jahre. Édouard Louis, Didier Eribon und Annie Ernaux – ihre Schilderungen über Klassen- und Lagerwechsel, soziale Verwerfungen und politische Einschnitte sind Engler Wegmarken, anhand derer er seinen eigenen Lebensweg und den der Gesellschaft, aus der er kam und in die er ging, erzählt.
Eine Archäologie der Umbruchszeit
Vergessene Zukunft
Bilder vom ostdeutschen Umbruch
Der mit dem Ende der DDR und der deutschen Vereinigung verbundene gesellschaftliche Wandel im Osten hat viele Facetten und Gesichter. Er manifestiert sich im Umbau der politischen Verhältnisse, hat sich in Lebensgeschichten und Biografien eingeschrieben und wird als eine bis ins Heute nachwirkende Zäsur erzählt. Die zwölf fotografischen Serien von Holger Herschel aus unterschiedlichen Phasen des Umbruchs nach 1989/90 sind als eine Art visuelle Archäologie zu verstehen. Im Dialog mit den Bildern entwickeln die Autorinnen und Autoren der Essays jeweils einen eigenen Blick auf die Transformationszeit. Sie führen uns an Schauplätze, die im Umbau begriffen sind, zeigen Menschen zwischen alten und neuen Gewissheiten und beleuchten Interieurs einer sich wandelnden materiellen Kultur. Diese Vielstimmigkeit kann dazu beitragen, die festgefahrenen Deutungen des zu oft als »Problemfall« missverstandenen Ostens aufzubrechen.
12 Fotoserien von Holger Herschel und Texte von Peter Badel, Frank Bösch, Jürgen Danyel, Knut Elstermann, Thomas Flierl, Hanno Hochmuth, Elke Kimmel, Annette Leo, Anja Maier, Jens Schöne, Annette Schuhmann, Holger Teschke und Stefan Wolle
Peter-Michael Diestels Perspektiven als letzter DDR-Innenminister.
Zwei Unbelehrbare reden über Deutschland und ein bisschen über sich selbst
Im Gespräch mit Hans-Dieter Schütt
Gysi und Diestel. Zwei Rechtsanwälte, zwei gelernte Rinderzüchter. Zwei aus dem Osten, die in den Westen gingen. Zwei aus der Politik. Der eine links, der andere konservativ: Gysi war letzter SED-Vorsitzender und Protagonist der Linken, Diestel der letzte Innenminister der DDR, dann CDU-Abgeordneter in Brandenburg, später parteilos.
In Gesprächen mit dem Journalisten Hans-Dieter Schütt entfalten sie die jüngste deutsche Geschichte, die eng mit ihren eigenen verknüpft ist, und blicken auf das vereinte Deutschland – so kritisch wie zuversichtlich. Dabei entsteht noch einmal jene wilde Phase nach 1989, als das Unerwartete Wirklichkeit wurde: Vieles änderte sich, Widersprüche bleiben.
Unveröffentlichte Interviews zum Ende der DDR
Vom Verschwinden der Nationalen Volksarmee 1989/90
Deutungskontroversen in Zeitzeugengesprächen
Nur zwölf Monate lagen zwischen dem ersten Einsatz von Soldaten der Nationalen Volksarmee gegen Demonstranten in Dresden am 4./5. Oktober 1989 und dem Ende der DDR. Am Militärgeschichtlichen Forschungsamt wurden zwischen 1998 und 2005 Interviews mit hochrangigen Politikern und Militärs der DDR geführt, die Einblicke in Entscheidungsprozesse, Zuständigkeiten und Bewertungen geben. Sie beleuchten zudem perzeptions- und emotionsgeschichtliche Aspekte: die Selbst- und Fremdwahrnehmungen der Akteure, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, ihre Verbitterung und Verteidigung.