08. Okt. 2024

Eva-Maria Bast über den Auftakt ihrer neuen großen Saga über die Schmuckdynastie Cartier

Im ersten Band »Der Schmuckpalast – Antoinette und das Funkeln der Edelsteine« schildert die Autorin die Unternehmensgründung in schwierigen Zeiten. Im Gespräch erzählt sie, welche Faszination das Paris des 19. Jahrhunderts auf sie ausübt. Und sie gibt einen kleinen Einblick in ihren Alltag als Autorin.

Band 2, »Camille und der Glanz von Gold« erscheint im März 2025.
Band 3, »Emma und das Geheimnis des Diamanten« erscheint im August 2025.
Porträtfoto Eva-Maria Bast
Autor:in

Eva-Maria Bast ist Journalistin und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Liebe Eva, im Oktober erscheint der erste Band deiner neuen Saga über die Schmuckdynastie Cartier. Was reizt dich, diese Geschichte zu erzählen?

Grundsätzlich finde ich die Geschichten von großen Unternehmen ausgesprochen spannend. Meist – und so auch bei Cartier – begann alles buchstäblich im Hinterhof. Mit einem Menschen, der Träume hatte und diese mit großer Entschlossenheit verfolgte. Bei Cartier reizte mich auch besonders der historische Hintergrund und die Zeit, in der Cartier sich sein Unternehmen aufbaute.

Der Schmuckpalast – Antoinette und das Funkeln der Edelsteine
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Die Protagonistin Antoinette lernen wir im Buch in einer Szene kennen, in der sie untröstlich ist, weil sie die Schule verlassen muss, um die Familie zu unterstützen. Ist ihr Schicksal ein typisches Frauenschicksal dieser Zeit?

Ja, und nicht nur in Frankreich. Das Land führte nach einem ersten kurzen Anlauf 1793 die allgemeine Schulpflicht erst 1881 endgültig ein. Häufig konnten sich die Familien eine Schulbildung für ihre Kinder schlicht auch nicht leisten. Die Kinder mussten zum Broterwerb beitragen, wie das ja auch bei Antoinette der Fall ist. Und wie in Deutschland hatten es Mädchen auch in Frankreich ohnehin schwerer, ihr Recht auf Bildung durchzusetzen. Das spiegelt sich in der Politik und im Frauenwahlrecht, was in meinem Roman ja auch eine Rolle spielt.

 

Du bist als Autorin dafür bekannt, die historischen Hintergründe besonders gründlich zu recherchieren und in die Geschichte einzuflechten. »Antoinette und das Funkeln der Edelsteine« spielt in Paris in den Jahren 1830 bis 1860. Was macht diese Zeit so erzählenswert?

Beginnend mit dem Ende des 18. Jahrhunderts und der Französischen Revolution ist die ganze folgende Zeit von enormen Umbrüchen geprägt. In meinem Roman, »Die Frauen von Notre Dame«, habe ich mich mit dieser Zeit ja auch schon intensiv beschäftigt. In diesen Jahren stecken so viel Power, so viel Idealismus, so viele Träume und Visionen, so viel Scheitern aber auch so viel Tatendrang, so viel Werden – alleine die Haussmannisierung von Paris, die die Stadt letztendlich weitgehend zu dem machte, wie wir sie heute kennen. Und all das hatte natürlich enorme Auswirkungen auf die Menschen. Cartier war besonders betroffen. Schmuck war teuer. Wann konnte wer sich was leisten? Dass die Adeligen Paris in der Februar-Revolution von 1848 verlassen mussten, war ebenso wenig förderlich für die Juweliere wie die Revolution als solche. Erstens hatte keiner Geld, aber vor allem tobten Straßenkämpfe, und Cartier musste fürchten, ausgeplündert zu werden, wenn er nicht schloß. Er hatte das Geschäft aber gerade eben erst von seinem einstigen Lehrherrn übernommen, stand also ganz am Anfang, und musste nun bangen, gleich alles wieder zu verlieren. Doch dann kam Napoleon III. und mit ihm Kaiserin Eugénie, die Schmuck zwar liebte, aber ablehnte, als die Stadt Paris ihr zur Hochzeit ein wertvolles Collier schenken wollte. Die Juweliere, die auf einen lukrativen Auftrag gehofft hatten, wurden enttäuscht. Aber letztendlich wurde Eugénie doch eine gute Kundin, und vor allem brachte sie wieder Glanz in die so gebeutelte Stadt. In meinen Romanen geht es mir immer darum aufzuzeigen, wie die historischen Ereignisse das Leben Einzelner geprägt und beeinflusst haben. So wird Geschichte erleb- und fühlbar.

 

Zum Schluss eine Frage, die über dieses Buch hinausgeht: Gewährst du uns einen kleinen Einblick in deinen Alltag als Autorin? Wie arbeitest du? Wie recherchierst du für eine Saga wie den „Schmuckpalast“?

Erstmal lese ich natürlich sehr viel. Ich grabe mich regelrecht in die Zeit ein – und das bedeutet, dass ich versuche, sie nicht nur über den Kopf zu verstehen und mich über die Lebensumstände und politische Ereignisse zu informieren, sondern sie auch zu fühlen. Das gelingt, indem ich mich intensiv mit den Menschen beschäftige, die in dieser Zeit gelebt und gewirkt haben. Was hat sie bewegt? Wie haben sie gelebt? Was für Sorgen hatten sie? Was haben sie gegessen und getrunken? Was waren ihre Träume? Was haben sie geschrieben? Ich lese natürlich auch viel Literatur aus der jeweiligen Zeit – was sich im Frankreich des 19. Jahrhunderts natürlich besonders anbietet. In diese Zeiten tauche ich so intensiv ein, dass es mir manchmal schwerfällt, nach dem Schreibprozess wieder in der Gegenwart zu landen.

Die Magie der Edelsteine – Band eins

Der Schmuckpalast – Antoinette und das Funkeln der Edelsteine
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Antoinette und Louis-François Cartier erfüllen sich einen Traum: Sie eröffnen ihr Juweliergeschäft in der Nähe des prestigeträchtigen Palais Royal. Nach unruhigen Zeiten bricht unter Kaiser Napoleon III. eine neue Ära für die Pariser Juweliere an, und der Laden der Cartiers wird schon bald zu einer exquisiten Adresse. Dann wird Louis-François mit der Umarbeitung der Kronjuwelen betraut, und Antoinette entwirft fieberhaft Schmuckstücke für die Kollektion Cartier. Kann sie mit ihren außergewöhnlichen Kreationen die Kaiserin Eugénie überzeugen? 

 

Glamour, Luxus und die Macht der Familie – Band zwei

Der Schmuckpalast – Camille und der Glanz von Gold
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Mit dem Aufstieg zum kaiserlichen Hoflieferanten hat sich für die Familie Cartier ein Traum erfüllt. Mit der nächsten Generation entwickelt sich das Unternehmen stetig weiter. Tochter Camille fädelt erfolgreich eine Kooperation mit dem Modeschöpfer Charles Frederick Worth ein. Seine reichen Kunden zeigen sich begeistert von den Schmuckkreationen aus dem Hause Cartier. Derweil plant Sohn Alfred eine Erweiterung des Sortiments und setzt auf Uhren. Gelingt es ihm, aus dem Alltagsgegenstand einzigartige Schmuckstücke zu machen?

Eine Welt voller Glanz und Intrigen – Band drei

Der Schmuckpalast – Emma und das Geheimnis des Diamanten
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Der Erfolg der Familie Cartier ist ungebrochen. Unter der Leitung von Pierre Cartier eröffnet das Unternehmen eine Filiale in London. Doch ausgerechnet am Pariser Stammsitz lernt Pierre Emma kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie heiraten und eröffnen gemeinsam eine weitere Filiale an der New Yorker Fifth Avenue. Schnell wird der Laden auch hier zu einer besonderen Adresse. Als Emma und Pierre den geheimnisumwobenen Hope-Diamanten erwerben, folgt eine Reihe unerwarteter Ereignisse …

Eva-Maria Bast über »Die Frauen von Notre Dame«

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