10. Sep 2024

Linda Winterberg über den Auftakt ihrer neuen großen Hebammen-Saga

Bestsellerautorin Linda Winterberg schreibt in »Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen»´« über die junge Hebamme Maria in der idyllischen oberbayerischen Bergwelt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Im Gespräch erzählt sie über ihre Faszination für die frühere Geburtenheilkunde, die Höhen und Tiefen des weiblichen Berglebens und ihre persönliche Bindung zu dem Schauplatz der Geschichte.

Teil 2 (»Tage der Liebe«) und Teil 3 (»Zeit der Kinder«) erscheinen im Mai und November 2025.
Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen
Empfehlung

Liebe Linda Winterberg, in Ihrem Roman »Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen« geht es um eine junge Hebamme, die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, um ihrer Berufung nachzugehen und die schwangeren Frauen unter anderem vor dem tödlichen Kindbettfieber zu bewahren. Nehmen Sie uns kurz mit in die Geschichte: Wann spielt sie, und in welcher Region befinden wir uns?

Die Geschichte spielt im Jahr 1893 in Südostbayern, in dem Ort Brannenburg, der von zahlreichen Berggipfeln umgeben, äußerst idyllisch am grünen Inn liegt.

Welchen Bezug haben Sie zu Brannenburg und Oberbayern, und warum haben Sie Ihre Geschichte genau dort angesiedelt?

Ich bin in der nicht weit entfernten und ebenfalls am Inn gelegenen Stadt Rosenheim aufgewachsen und ein Großteil meiner Familie lebt noch immer in der Gegend. Für mich bedeutet diese Ecke Deutschlands also Zuhause und die Berge sind ein vertrauter Anblick. Besonders die im Roman vorkommende Kirche St. Margarethen ist für mich ein Herzensort, denn in diesem kleinen Gotteshaus habe ich kirchlich geheiratet. Wenn ich in der Gegend bin, dann fahren wir immer hin und zünden dort eine Kerze an. Für mich hat dieser Platz einen ganz eigenen Zauber, er ist einfach nur wunderschön.

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Sie erzählen von der jungen Hebamme Maria, die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, obwohl sie dort als »Bankert« geächtet ist. Was hat es mit diesem Begriff auf sich und mit welchen Herausforderungen sieht Maria sich konfrontiert?

Bankert ist ein Schimpfwort für nichtehelich geborene Kinder. Sie wurden damals von der Gesellschaft meist ausgegrenzt und sind oftmals in schrecklichen Zuständen in Waisenhäusern aufgezogen worden, viele von ihnen überlebten die ersten Jahre nicht, später fristeten diese Menschen ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft oftmals ein trauriges Leben in Fabriken und Arbeitshäusern. Der Start ins Leben war für einen Bankert nie leicht und dieser Makel blieb meist für immer an ihnen haften. Maria war ebenfalls von der Gunst anderer abhängig. Von einer liebevollen Erzieherin in dem kleinen Findelhaus in Brannenburg, von einem Empfehlungsschreiben eines Arztes, damit sie überhaupt Hebamme werden durfte. Und trotz ihrer guten Ausbildung musste sie danach auch weiterhin für sich kämpfen und sich gegen die von Vorurteilen geprägte Landbevölkerung durchsetzen.

 

In Ihrem Roman geht es um die Geburtenheilkunde des 19. Jahrhunderts und den stetigen Konflikt zwischen medizinischem Fortschritt und kirchlicher Tradition. Was hat Sie an diesem Thema besonders interessiert und wie haben Sie hierfür recherchiert?

Ich fand diese Thematik unglaublich spannend. Mir war bisher gar nicht bewusst, inwieweit die Kirche damals in diesen privaten Bereich involviert gewesen ist. Nachdem Ignaz Semmelweis entdeckte, dass Desinfektion Leben rettete, hat sich zum Glück vieles zum Positiven hin verändert und dadurch konnte gerade das oftmals tödlich endende Kindbettfieber eingedämmt werden. Auf dem Land dauerte die Durchsetzung der modernen Praktiken allerdings etwas länger, als in der Stadt. Besonders von der Kindstaufe im Mutterleib wollten viele Pfarrer nicht abweichen. Bei einer schwierigen Geburt musste die Hebamme damals in den Uterus Weihwasser einbringen, damit das Kind getauft zur Welt kommt. Weihwasser ist aber alles andere als keimfrei und dadurch kam es zu zahlreichen, schweren Infektionen, die oftmals zum Tod führten. Kam das Kind jedoch ungetauft zur Welt und starb, wurde es nicht auf dem Friedhof in geweihter Erde bestattet. Man kann sich vorstellen, dass die tiefgläubigen Menschen das auf jeden Fall verhindern wollten.

 

Welchen Herausforderungen wird Maria sich in Band 2 und Band 3 der Hebammen-Saga stellen? Würden Sie uns einen kleinen Ausblick geben?

Viel verrate ich natürlich noch nicht, aber es wird spannend und emotional weitergehen. Im zweiten Band häufen sich illegale Abtreibungen in der Gemeinde, und in Band 3 sorgt Maria mit der Umsetzung eines neuen Projektes für ordentlich Wirbel.

Die gesamte Kinder-der-Berge-Saga

Sie haben schon einmal eine Hebammen-Saga geschrieben, die allerdings in Berlin angesiedelt ist und dort mehrere Jahrzehnte in einer Geburtsklinik in Neukölln umfasst. Inwiefern unterscheiden sich die Geschichten? Ist die neue Reihe auch für die Fans von »Aufbruch in ein neues Leben« und Co. interessant?

Selbstverständlich ist sie für Fans dieser Roman-Reihe interessant. Ich persönlich war erstaunt darüber, wie unterschiedlich die Thematik Geburtshilfe sein kann. Auf dem Land, und besonders in dieser alpinen Region, gibt es für eine Hebamme ganz andere Herausforderungen zu bewältigen.  Ende des neunzehnten Jahrhunderts war es z. B. gang und gäbe, dass die Frauen auf den Höfen oftmals jedes Jahr ein Kind bekamen, dazu wurden auch Kinder auf den Almen geboren. Hebammen auf dem Dorf waren Geburtshelferinnen, aber auch Seelsorgerinnen und sie betreuten einen recht weitläufigen Distrikt meist allein, wenn es Komplikationen gab, war meist ein Landarzt in Rufweite. Diese Zustände können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Also ist auch die neue Serie wieder spannend zu lesen. Ich persönliche habe Maria gerne auf ihrem Weg begleitet. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die, trotz so manchem Gegenwind ihr Leben großartig meistert. Die Fans von »Aufbruch in ein neues Leben« werden sie bestimmt ebenso in ihre Herzen schließen, wie sie es mit Margot, Edith und Luise getan haben.

Die Berliner Hebammen-Saga

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