07. Aug. 2024

»Sie will die Wahrheit herausfinden, koste es, was es wolle«

Autorin Margot Douaihy über ihr Krimi-Debüt »Verbrannte Gnade«, ihre coole Ermittlerin Schwester Holiday, die Verbindung von Punkrock und Glauben, die Lebendigkeit von New Orleans und die Power der Rebellion.

»Verbrannte Gnade« erscheint in der Übersetzung von Eva Kemper und ist der Auftakt einer Krimi-Reihe. Band 2, »Gesegnetes Wasser«, erscheint im März 2025.

»Schwester Holiday ist die Heilige und die Sünderin, die einsame Wölfin und die Femme fatale, das Ave-Maria-Gebet und die Profanität.«

Verbrannte Gnade
Empfehlung

Ein Schwester Holiday-Krimi
Hardcover
23,00 €

Wie sind Sie auf Schwester Holiday gekommen, sie ist eine so einzigartige Ermittlerfigur?

Schwester Holiday entstand aus dem Aufeinander-prallen meiner streng katholischen Erziehung und meiner Bewunderung für Riot Grrrl und Punkrock. Ich wollte eine Figur schaffen, die sowohl echten Glauben als auch rohen Trotz verkörpert, jemanden, der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und gleichzeitig versucht, andere zu retten. Sie ist die Heilige und die Sünderin, die einsame Wölfin und die Femme fatale, das Ave-Maria-Gebet und die Profanität. Schwester Holiday steht für jeden, der schon einmal in einer Kirche, einem Tempel oder einem Gotteshaus stand und sich zugehörig und zugleich sehr fremd gefühlt hat.

Welche Krimis haben Sie beim Schreiben inspiriert?

Megan Abbotts Cheerleader-Krimi »Wage es nur« hat mir gezeigt, wie man die Tiefe der Dunkelheit auslotet, die unter jeder »normalen« Oberfläche brodelt. Raymond Chandlers »Der lange Abschied« lehrte mich die Poesie von Hardboiled-Romanen, und wie man jeden Satz knackig, schlagkräftig und knisternd macht. Und Gillian Flynns Roman »Cry Baby« hat mich dazu inspiriert, mich mit Traumata zu beschäftigen, mit ihren Auswirkungen und Folgen für die Figuren und ihre Erzählwelt.

»Ich hatte einen groben Fahrplan, aber Schwester Holiday hatte andere Vorstellungen! Sie ist nicht die Art von Figur, die man leicht festnageln oder vorhersagen kann.«

 

Wie sind Sie darauf gekommen, New Orleans als Schauplatz für den Roman zu wählen?

New Orleans ist eine Stadt der Widersprüche. Ein Schmelztiegel, in dem das Heilige und das Profane, das Fröhliche und das Melancholische, die Schönheit und die Verwüstung Seite an Seite tanzen. Es ist die ideale Kulisse für Schwester Holidays Reise durch Glauben und Verlust. Die außerordentlich reiche Geschichte der Stadt, ihre Musik, ihre Widerstandsfähigkeit angesichts ständiger Bedrohung und ständiger Katastrophen, all das entspricht den Themen, die ich in dieser Krimi-Reihe erkunden wollte.

 

Als Sie mit dem Schreiben begannen, hatten Sie da schon eine klare Vorstellung davon, was in den Romanen passieren würde und welche Fälle Schwester Holiday lösen muss?

Ich hatte einen groben Fahrplan, aber Schwester Holiday hatte andere Vorstellungen! Sie ist nicht die Art von Figur, die man leicht festnageln oder vorhersagen kann. Jeder Fall entwickelte sich organisch aus ihren Kämpfen. Ich kannte die groben Züge: Ihr Kampf mit der Sucht, ihre wilde Reise zu ihrem Gelübde als Nonne, ihre Glaubenskrise, ihre Suche nach Sinn und Gerechtigkeit. Ihre Detektivarbeit und ihre Anbetung sind miteinander verbunden. Und die Konturen, Wendungen und die Besonderheiten ergaben sich, während ich schrieb.

 

»Ihr Glaube ist so roh und kompromisslos wie eine dreistimmige Punk-Hymne, und ihr Punk-Ethos ist so tief empfunden wie ein inbrünstiges Gebet.«

 

Was ist mit der einzigartigen Verbindung von Glauben und Punkrock, wie kamen diese beiden Elemente in Ihrem Roman zusammen?

Ich glaube, im Kern geht es bei Glauben und Punkrock um Rebellion gegen Trägheit, gegen den Status quo. Beide geben den Menschen Werkzeuge an die Hand, um sich auszudrücken, sich zu verbinden und Autoritäten in Frage zu stellen, auch wenn es unangenehm ist. In Schwester Holiday finden diese scheinbar gegensätzlichen Kräfte eine gemeinsame Basis. Ihr Glaube ist so roh und kompromisslos wie eine dreistimmige Punk-Hymne, und ihr Punk-Ethos ist so tief empfunden wie ein inbrünstiges Gebet. Beides treibt sie an, für die Schwachen zu kämpfen und die Wahrheit herauszufinden, koste es, was es wolle.

Was kommt als Nächstes?

Der nächste Fall der Reihe ist »Gesegnetes Wasser«. Ich habe ihn als rasante Fortsetzung von »Verbrannte Gnade« geschrieben. Es handelt sich um die Geschichte von Schwester Holiday und ihrem Bruder, die in drei spannenden Akten erzählt wird: Karfreitag, Samstag und Ostersonntag. Ich wollte das mit »Verbrannte Gnade« begonnene Universum queeren Geschichtenerzählens um eine Facette erweitern. Die Geschichte beginnt wieder mit Schwester Holiday, die nach wie vor eine punkige, kettenrauchende Nonne ist. Aber sie ist auch Praktikantin bei der ironischen Maggie Riveaux in deren neu gegründetem Detektivbüro, und damit ihrem Traum, Privatdetektivin zu werden, einen Schritt näher gekommen. Als Schwester Holiday sich auf den Weg macht, um ihren ersten Kunden zu treffen, findet sie die aufgeschlitzte Leiche eines Priesters im Mississippi…

Wo wäre ein guter Ort, um Ihren Roman »Verbrannte Gnade« zu lesen?

Auf einem Steg an einem See in einem üppigen grünen, mystischen Wald.

Tausend Dank!

Porträtfoto Margot Douaihy
Autor:in

Margot Douaihy lebt in Northampton, Massachusetts, und unterrichtet kreatives Schreiben am Emerson College.

Margot Douaihy lebt in Northampton, Massachusetts, und unterrichtet kreatives Schreiben am Emerson College.

»Verbrannte Gnade« ist der erste Band der Reihe, »Gesegnetes Wasser« der zweite.

Zu Margot Douaihys Fans zählen u.a. Don Winslow und Gillian Flynn. Ihre Romane wurde von der New York Times und The Guardian als beste Krimis des Jahres ausgezeichnet.

»Nach fünf Seiten war ich verknallt. Schwester Holiday ist einfach großartig.« GILLIAN FLYNN

»Eines der besten Krimidebüts, das mir seit langem untergekommen ist.« DON WINSLOW

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