Bestsellerautorin Lena Johannson über ein bislang unbekanntes Kapitel der Geschichte der Frauen

Das Buch erscheit am 13. Oktober
Aufgeben können die anderen
Roman
Ihr neuer Roman »Aufgeben können die anderen« ist angelehnt an das Leben der Sportlerin und Aktivistin Alice Milliat, die sich für die uneingeschränkte Teilnahme von Frauen an den Olympischen Spiele einsetzte. Was hat Sie vor allem an ihr fasziniert?
Ihr Durchhaltevermögen! Sie musste einige Schicksalsschläge einstecken, und sie musste gegen große Widerstände kämpfen. Aber sie hat nie aufgegeben. Darum passt der Titel des Romans auch perfekt, finde ich. Klein beizugeben oder die Flinte ins Korn zu werfen, hat sie anderen überlassen, für sie kam es nicht in Frage. Das bewundere ich sehr. Und noch etwas: Sie hatte eine große, nahezu unerschütterliche Überzeugung. Eine Seltenheit in der heutigen Zeit und auch damals vermutlich nicht häufig zu finden.

Alice Milliat und ihren Mitstreiterinnen ist ein entscheidender Wendepunkt nicht nur in der Geschichte des weiblichen Sports, sondern auch grundsätzlich in der Geschichte der Frauen gelungen. Was war das Besondere an den Frauen-Weltspielen?
Ich finde es schon anstrengend, ein richtig schönes Gartenfest für viele Gäste zu organisieren ;-) Welch eine Vorstellung, eine internationale Sportveranstaltung auf die Beine zu stellen! Und das auch noch unter erschwerten Bedingungen, denn es gab kein Netzwerk, Kontakte mussten zunächst mühsam geknüpft werden. Und ich meine: mühsam! Es war ja nicht einmal möglich, einfach schnell zum Telefon zu greifen. Briefe waren lange unterwegs, Reisen war kostspielig und ebenfalls zeitraubend. Und dann haben sich die Frauen auch noch in der Öffentlichkeit in Trikots präsentiert, obwohl ihnen klar war, dass sie damit viele Menschen schockieren.

Sie beschreiben sehr plastisch und eindringlich, was Sport und Wettkampf für Alice persönlich bedeuten. Wie haben Sie sich diesen Szenen genähert?
Ich habe schon sehr früh die Erfahrung gemacht, dass mir eine Laufrunde oder wenigstens ein Spaziergang hilft, wenn ich mit einem Manuskript gerade nicht weiterkomme. Selbst wenn der Druck hoch ist, nehme ich mir (meistens) die Zeit. Sport tut Körper und Geist bei hoher Belastung einfach gut. Das konnte ich auf Alices Situation übertragen. Beim Schwimmen oder Laufen bin ich komplett bei mir. Trotz der Anstrengung macht sich in mir schon nach wenigen Minuten eine große Ruhe breit. Nicht zuletzt habe ich mehrfach an Volksläufen teilgenommen und kenne das Lampenfieber vorher, vergleichbar übrigens mit dem vor einer Lesung ;-) Es ist eine positive Aufregung, das Gefühl hinterher ist totale Zufriedenheit. Alice Milliat hat natürlich in völlig anderen Dimensionen Sport getrieben als ich.
