Die Märchenbände der Anderen Bibliothek

Märchenhafte Winterlektüre aus aller Welt

Weihnachtszeit ist Märchenzeit! An besinnlichen Feiertagen und gemütlichen Winterabenden gibt es kaum etwas Passenderes als einen wunderschönen Märchenband. Der Fundus der Anderen Bibliothek ist reich an Klassikern, die zum Neu- und Wiederentdecken einladen: Haben Sie zum Beispiel schon einmal von Ferdinand Grimm gehört, dem dritten der berühmten Gebrüder? Wem es im kalten Deutschland etwas zu grau wird, der reist mit unseren Märchen nach Griechenland, Japan, Norwegen, Indien oder Persien. Und so lesen Sie noch heute …

Eine fabelhafte Welt mit gefräßigen Prinzessinnen und Bettlern, die auf Erbsen schlafen

Griechische Märchen
Empfehlung

Im Gegensatz zu den Mythen der griechischen Antike sind die Märchen aus dem Land an der Ägäis weitgehend unbekannt. Diese Sammlung aus dem Jahr 1864 zählt zu den frühesten und bedeutendsten deutschsprachigen Einblicken in die jüngere griechische Fabelwelt. Die Figuren und Wesen sind sowohl unheimlich vertraut als auch völlig fremd. Kaleidoskopartig mischen sich antike Sagen mit christlichen Einflüssen, byzantinische mit osmanischen Traditionen. Schöne Jünglinge stecken in Schlangenhaut und zeigen nur nachts ihr wahres Gesicht, Aschenputtel hat als Hühnerdreckelchen seinen Auftritt und wird zur Herrin eines wandelnden Schlosses, und ein armer Mann gewinnt die Gunst eines Königs, weil er wegen einer Erbse nicht schlafen kann.

Große Weltliteratur: Die einzige vollständige Ausgabe des »Papageienbuchs«

Das Papageienbuch
Empfehlung

»Das Papageienbuch«, eine Sammlung von 70 Liebesgeschichten und Fabeln, entstand im Indien des ersten Jahrtausends. Obwohl der Verfasser unbekannt ist und das Original zerstört, verbreiteten sich die Geschichten nicht nur im ganzen Land, sondern bis nach Persien und in die Türkei, einzelne Motive sogar bis nach Europa. In keinem der älteren indischen Werke spielt die Liebe eine so zentrale Rolle: Die Heldinnen und Helden müssen sich mit List aus einer selbst verschuldeten Klemme befreien. Auch wenn sie vermeintlich gegen die Moral verstoßen – die Sympathie des Papageien, der die Fabeln zum Besten gibt, gehört stets den Guten, die zugleich die Klügeren sind. Dabei haben nicht selten die Frauen die Oberhand über die Männer und die niederen Kasten über die Krieger und Könige …

»Die besten Märchen, die es gibt.« Jacob Grimm

Norwegische Märchen
Empfehlung

Jedes norwegische Kind kennt sie: Die Volksmärchen von Peter Christian Asbjørnsen und Jørgen Moe sind im skandinavischen Westen so populär wie bei uns die Märchen der Brüder Grimm. Anfang der 1830er Jahre machten sich die beiden Freunde daran, die Sagen ihrer Heimat zu sammeln und aufzuzeichnen. 1841 bis 1844 erschienen sie erstmals im Druck und verbreiteten sich rasch im ganzen Land. Die wundersame Welt, die sich hier auftut, ist bevölkert von seltsamen Trollen und Drachen, eifersüchtigen Riesen und missgünstigen Krämern, Sternguckern und dem rauen Nordwind. Dagegen haben sich die Helden in den Geschichten – verkappte Prinzen, verkannte Mägde und arme Müllersburschen – zu behaupten auf ihrer abenteuerlichen Suche nach dem Glück.

Von den Brüdern Grimm ist viel die Rede – doch ein Bruder ist heute vergessen

Der fremde Ferdinand
Empfehlung

Ferdinand Grimm sammelte ebenfalls Märchen und Sagen und war ein großer Kenner der Schriftkultur seiner Zeit. In seinem unglücklichen, eigenbrötlerischen Leben half er auch seinen Brüdern beim Zusammentragen von Erzählungen. Anders als seine Brüder ging er direkt zu den Leuten und hörte ihnen bei ausgedehnten Wanderungen zu. Doch die »Brüder Grimm« blieben immer nur Jacob und Wilhelm: Seine drei Anthologien veröffentlichte Ferdinand unter verschiedenen Pseudonymen, wohl, um seinen Brüdern nicht ins Gehege zu kommen. So ist ein immenser, weitgehend unbekannter Schatz entstanden, aus dem in diesem Buch geschöpft wird. Es versammelt Sagen, Märchen, Briefe und andere Texte neben einem ausführlichen biographischen Essay, der dem »fremden Ferdinand« endlich Gerechtigkeit widerfahren lässt.

»Sie wurden zur Strafe ihres Frevels in Steine verwandelt…«

Riese Rabbol
Empfehlung
(2020)
Hardcover
16,00 €

Als Mitarbeiter der Deutschen Sagen seiner Brüder Jacob und Wilhelm ist Ferdinand Grimm kaum bekannt. Dass er ihnen in der Kunst des Sagensammelns in nichts nachstand und sie in der kurzen Unterhaltung sogar übertraf, bewies er mit seinen eigenen Büchern, die er – aus Rücksicht auf seine Brüder – unter Pseudonym veröffentlichte. Wir lesen Miniaturen, die sich im Kopf des Lesers mühelos zu spannenden, schrecklichen oder wunderbaren Geschichten ausfalten lassen. Es kommt alles vor: Lokalsagen, Kaisersagen, Burg-, Kloster- und Waldsagen, Sagen von Rügen bis Wolfenbüttel, von Heiligenstadt bis Sankt Blasius. Auffallend ist die Vorliebe für Zwerge und Riesen. Ganz anders als bei Jacob und Wilhelm Grimm mischt sich der Sagensammler hier nicht selten deutlich vernehmbar ein. Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist auffällig, gelegentlich schimmern Traumlandschaften durch, die auf die unglückliche Lebensgeschichte des Ferdinand Grimm verweisen.

Ein Muss für Märchen- und Japanliebhaber:innen!

Japanische Märchen
Empfehlung
(2019)
Hardcover
18,00 €

Japan kennt eine jahrhundertealte und lebendige Tradition, seine Märchen zu überliefern. Diese Erzählungen aus alter Zeit stehen den Sammlungen in der »Manier der Brüder Grimm« in nichts nach – und doch stammen sie aus einer ganz anderen Kultur.

Es treten auf: die Yukki-Onna, die als gespentische »Schneefrau« in die Popkultur und ihre Horrorfilme eingegangen ist, und die Hone-Onna, die als Knochenfrau auch Sanyutei Encho zu der unheimlichsten Episode seiner Pfingstrosenlaterne inspiriert hat. Die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Leben und Tod scheint ungleich fließender als in ihren europäischen Entsprechungen. 

Die berühmtesten deutschen Märchen in ihrer Urform

Es war einmal ...
Empfehlung
Band 009 (2019)
Folioband
48,00 €

Seit ihrem Erscheinen vor 200 Jahren sind die von Jacob und Wilhelm Grimm gesammelten Märchen das meistaufgelegte, meistübersetzte und bekannteste Buch in der deutschen Literaturgeschichte geworden – ein Bestseller und längst Bestandteil der Weltliteratur. Aber wer hat den Brüdern Grimm was, wann und wie erzählt?

Nur in der hier editierten und heute kaum bekannten Erstfassung von 1812 können wir noch die Märchen dieser Zuträger hinter den Märchen lesen, scheint der Dialog zwischen Erzählern und Sammlern noch durch. In den späteren und gefälligeren Fassungen wird das ursprüngliche Repertoire der Beiträger immer unkenntlicher. Heinz Rölleke und Albert Schindehütte erlösen die Erzähler der Märchen aus ihrer Anonymität und geben 25 von ihnen ihren Namen zurück.

Orientalische Sitten und Gebräuche, altes, vergessenes Wissen über untergegangene Völker, Dynastien und Reiche

Tausend und Ein Tag
Empfehlung
Band 016 (2014)
Folioband
129,00 €

Der Orient kennt Tausende Geschichten von seltsamen Ereignissen, wunderbaren Erlebnissen und unheimlichen Abenteuern. Sheherezades »Erzählungen aus Tausend und Einer Nacht« haben spätestens seit Antoine Gallands Sammlung von 1704 einen festen Platz im Kanon der Weltliteratur. Im Gegensatz dazu ist das Werk von Pétits de La Croix aus demselben Jahrzehnt und ursprünglichen Verlag heute weitgehend vergessen. Zu Unrecht, denn diese Sammlung von weiter aus dem Osten stammenden Überlieferungen ist anders: Die Geschichten sind nicht von einer islamisch-orthodoxen Patina überzogen, die die indischen und persischen Wurzeln verdeckt. Hier spricht kein höfisch-europäisierter Orientalismus wie bei Galland, sondern der Orient selbst.

Die neue opulent bebilderte Edition der Anderen Bibliothek ist um Funde erweitert, die im 18. und 19. Jahrhundert in europäischen Bibliotheken und Archiven aufgespürt und von Reisenden, Forschern und Diplomaten aus dem Orient nach Europa gebracht wurden.