BAND 174 (2002)

Lügendetektor

Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
Autor:in: Saul K. Padover
Übersetzer:in: Matthias Fienbork
vergriffen
30,00 €

Beschreibung

Ein Ethnologe der deutschen Katastrophe.*Als die amerikanischen Truppen im Oktober 1944 von Belgien aus nach Deutschland vorstießen, folgte den ersten Panzern ein unbewaffneter Offizier, der perfekt Deutsch sprach. Sein Auftrag war es zu erforschen, was in den Köpfen der Besiegten vorging. »Ich komme mir vor wie ein Ethnologe«, sagte er sich, »der in das Gebiet eines unbekannten Stammes eindringt«.*Seine Absicht war es nicht in erster Linie, die Nazis zu entlarven. Das war nicht nötig. Den kollektiven Wahn der Deutschen betrachtet er mit erstaunlicher Sachlichkeit. Dabei kam ihm zugute, dass die Deutschen noch keine Zeit gefunden hatten, sich komplizierte Ausreden zurechtzulegen. Die Zeit der Verdrängungen und Deckerinnerungen war noch nicht gekommen.*Seine Probanden waren vielfältig. Von der Bauerntochter bis zum Industriellen, vom Bischof bis zum Zwangsarbeiter, vom Nazibonzen bis zum kommunistischen Arbeiter hat er keine Schicht ausgelassen. Die Auskünfte zeugen von Mut und von kollektiver Depression, von Selbstmitleid und unbelehrbarer Arroganz.*Auch von den politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Militärregierung berichtet Padover und von den ersten Regungen einer deutschen Selbstverwaltung. Sein Bericht war einflussreich. Eisenhower hat sein frühes Plädoyer für eine zukunftsorientierte Deutschlandpolitik zu Rate gezogen und beherzigt.*Es dürfte kein Zufall sein, dass diese wichtige Quelle nie ins Deutsche übersetzt worden ist. Auch nach einem halben Jahrhundert hat Padovers Bericht von seiner Brisanz nichts verloren.

Verlag
Die Andere Bibliothek
Erscheint
September 2002
ISBN
978-3-8218-4174-8
Format
Originalausgabe
Anzahl Seiten
336
Bandnummer
174
Sprache
Deutsch

Urheber:innen