Über die Gestaltung des Buches »Vom jüdischen Witz zum Judenwitz« von Louis Kaplan
Louis Kaplans Recherche beinhaltet einige zentrale Bilder und Karikaturen, die uns dazu einluden, tiefer in die Materie einzutauchen. Im Zuge dessen sammelten wir in digitalen Datenbanken historische Beispiele von Drucksachen zum Thema jüdischen Humors aus den USA und Europa.
Diese reichen von Flugblättern zur Ankündigung von Kabarettvorstellungen über Programmhefte bis zu Plakaten und Buchumschlägen jüdischer Witzsammlungen und finden sich auf dem Einband des Buches. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung waren ein bildhafter Umgang mit Typografie sowie ornamentale Kompositionen aus Illustration und Text von bedeutendem Interesse. In Anlehnung an das historische Material und insbesondere die Ästhetik des Art Deco, entwickelten wir zahlreiche geometrische Formkompositionen, um sie als Auftaktseiten der Kapitel zu verwenden.
Nach eingehender Prüfung verwarfen wir allerdings diese Gestaltungsidee, da sie uns für eine sozialwissenschaftliche Abhandlung zu manieriert und dekorativ erschien. Vor allem aber haben Louis Kaplans zentrale Referenzabbildungen ohne weiteres Beiwerk einen anderen Stellenwert.
Wir behielten eine Auswahl der Formkompositionen für das Vor- und Nachsatzpapier sowie als Stanzung auf dem Umschlag, der sogenannten Schlaufe. Ein subtiler Verweis auf die Veröffentlichungen über den jüdischen Witz aus den aus den 1910er und 1920er-Jahren erschien uns an dieser Stelle passender.
Auch in der Typografie findet man einen bildhaften bzw. rhythmischen Schriftumgang, welcher auf den Kapitelseiten in immer neuen Variationen ins Auge fällt. Die Typografie besteht aus der großvolumigen Serifenschrift »Bradford« von Lineto für Lauftext und Fußnoten. Die Schrift erinnert aufgrund ihrer charakteristischen Merkmale an Bleisatzschriften aus dem frühen 20. Jahrhundert und ist in Bezug auf Schriftgröße und Zeilenabstand einem klassischem Buchsatz entsprechend gesetzt.
Die zweite Schrift ist eine geradlinige Sans Serif, die geometrische Strenge mit humorvollen Eigenarten verbindet und einen Bezug zur Moderne herstellt. Aus dieser Schrift, der »Favorit« von Dinamo sind Überschriften und Auszeichnungen gesetzt. Uns interessiert bei einem Buch in diesem Format die optimale Lesbarkeit im Sinne einer dienenden Typografie weit mehr als typografische Differenzierungen, wie sie z.B. bei Sachbüchern mit vielen unterschiedlichen Textarten sinnvoll sind.
Der schmale Satzspiegel betont das ungewöhnliche, schlanke Hochformat der Anderen Bibliothek und erleichtert durch viel Weißraum im Bund das Lesen ungemein. Die Kraft liegt hier in der entschiedenen Setzung aller einzelnen gestalterischen Elemente.
Ein besonderes Merkmal des Buches ist die Präsentation der Abbildungen, die als Einzel- oder Doppelseiten stets in unmittelbarer Nähe zu ihrer Erwähnung im Text positioniert sind. Die Bildseiten sind durch eine vollflächig überdruckende, zarte Leuchtfarbe hervorgehoben und bekommen in dieser zeitgemäßen Ästhetik einen eigentümlichen »Glow«. Dieser ist auch außen im Buchschnitt zu sehen und ermöglicht dem Lesenden einen schnellen Zugang zu den Bildseiten.