08. Apr. 2022

»Die Geschichte meiner beider Großmütter – die Geschichte einer großen Liebe!«

In der zweiteiligen Saga »Die Fabrikantinnen« unternimmt Sarah Lindberg eine hochemotionale Reise in die Geschichte ihrer eigenen Familie. Als die Autorin durch Zufall erfährt, dass ihre geliebte Oma Emmi gar nicht ihre leibliche Oma war, steigt sie tiefer und tiefer in die Vergangenheit ein und entdeckt dabei eine bewegende Liebes- und Lebensgeschichte.

Als Jugendbuchautorin waren Sie bereits sehr erfolgreich – war es eine Umstellung, nun einen Roman für Erwachsene zu schreiben?

»Die Fabrikantinnen« ist nicht mein erster Roman für Erwachsene, sondern mein siebter. Allerdings unter verschiedenen Pseudonymen. Tatsächlich ist es aber nach den vielen, vielen Kinder- und Jugendbücher jetzt das Genre, in dem ich bleiben möchte, weil ich mich sehr wohl beim Schreiben fühle und Themen angehen kann, die mich schon immer sehr interessiert haben. Zudem quillt »meine Schublade« vor Ideen für Bücher, die ich unbedingt schreiben möchte, beinah über.

 

Ihr Buch handelt von ihrer eigenen Familiengeschichte – können Sie uns etwas zur Recherche sagen? War es schwierig in die eigene Familiengeschichte einzutauchen?

Die Fabrikantinnen beruhen teilweise auf wahren Begebenheiten. Meine beiden Großmütter und mein Großvater hatten eine ganz besondere Verbindung zueinander. Diese »Dreiecksbeziehung« war es, die mein Interesse geweckt hat, seit ich zufällig von Anni erfahren habe. Mit meiner Oma Emmi konnte ich nicht mehr darüber reden, sie war zu dem Zeitpunkt bereits verstorben. Aber all ihre Erzählungen »von früher« bekamen plötzlich einen ganz anderen Sinn. So habe ich damit begonnen, in die Vergangenheit der Schwestern einzutauchen, was einerseits sehr spannend war, aber mir nicht immer leichtgefallen ist.

Gibt es etwas, was Sie beim Schreiben über ihre beiden Großmütter überrascht hat? Was Sie sich so nie hätten vorstellen können?

JA!!! Meine Oma Emmi, die ich sehr geliebt und sehr bewundert habe. Durch das Aufschreiben ihrer (teilweisen) Lebensgeschichte ist mir jedoch erst so richtig bewusst geworden ist, was für eine starke Frau sie gewesen ist. Und wie sehr sie ihren Emil geliebt haben muss. Die beiden hatten nur ein paar Jahre als Ehepaar zusammen, dann brach der Krieg aus, und 1945 ist mein Opa in Polen gefallen. Emmi war nun - wie unzählige andere Frauen der damaligen Zeit - auf sich allein gestellt. Sie ist ihren Weg mit ihren beiden kleinen Töchtern unbeirrt gegangen und ihrem geliebten Ehemann zeit ihres Lebens treu geblieben.

 Ich erinnere mich, dass ich sie als Kind mal gefragt habe, warum sie keinen neuen Mann hätte. Da hat sie mich ganz verwundert angesehen und gemeint: »Aber ich habe doch deinen Opa. Er ist mein Mann.« Emmi ist 93 Jahre alt geworden, war stets eine stolze und zupackende Frau, und im Herzen ihrem Emil für immer verpflichtet.


 

Haben Sie Ihre Leserinnen vor Augen, wenn Sie schreiben – oder kommt der Gedanke an das Publikum erst, wenn Sie bei Lesungen vor Ihren Leserinnen sitzen?

Ich lese mir tatsächlich meine geschriebenen Kapitel während der Entstehung  des Manuskripts immer wieder laut vor - ja, dann habe ich wohl auch meine Leser »vor Augen«, weil ich durch das Vorlesen heraushören kann, wie gewisse Stellen wirken. Bei den »Fabrikantinnen« habe ich häufig an meine Mutter gedacht. Ich habe mir versucht auszumalen, wie sie wohl auf bestimmte Szenen reagieren würde. All das bekommt jedoch noch einmal eine ganz andere Dynamik, wenn ich erst die Lesungen vorbereite. Da habe ich dann tatsächlich ausschließlich mein Publikum vor Augen.


 

Arbeiten Sie schon an der Band zwei der Fabrikantinnen?

​​​​​​​Ja, ich bin schon fleißig am Schreiben. Der zweite Band, das kann ich schon verraten, ist tatsächlich fast ausschließlich fiktiv - bis auf die Beziehung zwischen Emmi und ihren beiden Töchtern und einer Szene, als Greta (Marlies) durch eine »gehässige« Nachbarin erfährt, dass sie nicht Emmis leibliche Tochter ist. Diese Szene hat mir meine Mutter detailliert geschildert und mich hat das Ganze so sehr bewegt, weil ich gespürt habe, dass es meiner Mutter mit ihren 86 Jahren noch immer sehr nahe gegangen ist.

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