07. Febr. 2023Todesanzeige

In Andenken an unseren Autor Gerhard Wolf

Am 7. Februar 2023 starb 94-jährig Gerhard Wolf in Berlin.

Gerhard Wolf hat siebzig Jahre lang die Literatur- und Kunstlandschaft auf besondere Weise mitgeprägt. Ein universeller Kunstfreund, leidenschaftlicher Anreger und Förderer mehrerer Schriftsteller- und Künstlergenerationen, Autor, Lektor, Verleger und feinsinniger Essayist.

Bücher- und Kunstmensch durch und durch, hat er nicht viel Worte über sich selbst verloren. »Ich kann nur über mich schreiben, indem ich über andere schreibe«, meinte er einmal. Über andere jedoch – vor allem Schriftsteller und Künstler – entstanden so erhellende Bücher und Essays wie »Beschreibung eines Zimmers«, »Der arme Hölderlin«, »Albert Ebert. Wie ein Leben gemalt wird«, »Im deutschen Dichtergarten«. Immer faszinierten ihn die Unangepassten, Unbotmäßigen, Experimentierfreudigen, ob sie nun in früheren Zeiten im »Märkischen Dichtergarten« gelebt haben oder in der Gegenwart.

Lebenslang blieb er ein Anstifter von Freundschaften und Projekten. Er galt als Lektor mit dem untrüglichen Sinn für Talent, Eigenart und Stil. Und er hatte verlegerischen Mut: In den achtziger Jahren etablierte er im Aufbau Verlag die Edition »Außer der Reihe«, in der bis dahin in der DDR nicht gedruckte Autoren erschienen, und nach der Wende gründete er mit Gerhard Wolf Janus press sogar einen eigenen Verlag, dessen erlesenes Programm auch buchkünstlerisch bemerkenswert war.

Gerhard Wolf war über Jahrzehnte der Mann an der Seite Christa Wolfs, ihr unentbehrlicher Kritiker, Ermutiger, Partner und Unterstützer in den politischen und kulturpolitischen Auseinandersetzungen in der DDR wie nach 1989. Nach ihrem Tod beförderte er unermüdlich die Herausgabe ihrer Texte und Briefwechsel aus dem Nachlass.

Wenn er in geselliger Runde anfing, Anekdoten aus ihrer beider Leben zu erzählen, amüsiert und pointiert, wurde klar, was für eine unschätzbare Zeitzeugenschaft in ihm bewahrt war. Sein letztes Buch »Herzenssache. Memorial – unvergessliche Begegnungen« über Literatur- und Malerfreunde hat er mit einem Nachruf auf eine »Lebensfreundin« beschlossen, ein berührender Text, der ebenso viel von ihr wie von ihm erzählt.

 

Nachrufe in der Presse

»Einer, für den die Schwelle zwischen west- und ostdeutscher Nachkriegsliteratur nicht unüberwindlich war« Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung. Zum Nachruf

»Gerhard Wolfs Gespür für Texte und Bilder brachte der deutschsprachigen Dichtung, der deutschen Kulturszene überhaupt bedeutende Anstöße und ermöglichte künstlerische Karrieren.« Cornelia Geißler, Berliner Zeitung. Zum Nachruf

»Gerhard Wolfs Lebenskreis war stets ein Minnedienst für die Literatur« Katrin Hillgruber, Tagesspiegel. Zum Nachruf